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Regionalverkehr 2-2006

Die Steinburger Linien in Itzehoe und Glückstadt

Auch bei trübem Wetter blitzen die nagelneuen Busse förmlich um die Wette. Gerhard Neumann, Geschäftsführer der Nord-Ostsee-Bus GmbH, ist stolz auf seine sechs neuen Schätzchen, die seit dem 1. Januar 2006 unter dem Markennamen Steinburger Linien durch Itzehoe und Glückstadt kurven. Am 28. September 2005 erhielt die Niebüller Verkehrsbetriebe GmbH (NVB), die Muttergesellschaft des neuen Unternehmens, in einer Ausschreibung des Kreises Steinburg den Zuschlag für den Busverkehr in den beiden schleswig-holsteinischen Kleinstädten. Acht Jahre lang werden die Niederflurfahrzeuge vom Typ Lion’s City des Herstellers MAN unterwegs sein.

Rückblick

Auch die NVB selbst ist noch jung. Das am 1. Januar 2004 gegründete Unternehmen ist eine Tochter der zur Connex Gruppe gehörenden Nord-Ostsee-Bahn GmbH (NOB) und der Dagebüller Firma Schmidt-Reisen GbR. Die NOB hält 65 Prozent der Anteile, Schmidt-Reisen den Rest. Gleichwohl verfügt die NVB über jahrzehntelange Erfahrung im Linien- und Reisebusverkehr: Mitarbeiter und Fahrzeuge kommen aus der Bussparte der Nordfriesischen Verkehrsbetriebe AG, die im August 2003 Insolvenz anmelden musste. Bis Jahresende wurde der zu diesem Zeitpunkt knapp 110 Jahre alte Verkehrsbetrieb in zwei Gesellschaften aufgesplittet – die NVB übernahm die 14 Busse und zehn Linienkonzessionen im nördlichen Schleswig-Holstein, die Norddeutsche Eisenbahngesellschaft Niebüll GmbH (neg) die Schienenfahrzeuge und die Strecke Niebüll – Dagebüll.

Gerhard Neumann ist auch Geschäftsführer der NVB, schon beim Vorgängerunternehmen war er seit 1999 als Prokurist beschäftigt. In den letzten zwei Jahren wurde der gesamte Fuhrpark auf die Connex-Farben umlackiert bzw. mit entsprechenden Folien beklebt. Neue Busse kamen hinzu: Inzwischen werden 18 Fahrzeuge eingesetzt, die jährlich weit über eine halbe Million Fahrgäste befördern. Schwerpunkt ist die Schülerbeförderung im Linienverkehr. Aber auch Klassen- und Vereinsfahrten sowie Ausflugsfahrten zu Zielen in Norddeutschland und Dänemark werden angeboten.

Ein Jahr nach ihrer Gründung hat die NVB als erstes Busunternehmen in Schleswig-Holstein ein Qualitätsmanagementsystem nach der internationalen ISO-Norm 9001 eingeführt und von unabhängigen Prüfern zertifizieren lassen. Die Norm gibt vor, wie Arbeitsablaufe zu planen, steuern und überwachen sind. Sie ist damit eine Grundlage für effizientere Prozesse und eine verlässliche Leistungsqualität gegenüber den Kunden.

Steinburger Linien

Unter der Projektleitung von Michael Griensteidl, Geschäftsführer des gleichnamigen, ebenfalls zur Connex-Gruppe gehörenden Münchner Busunternehmens, stürzte sich die NVB Mitte Oktober 2005 in die Vorbereitungen zur Betriebsübernahme in Itzehoe und Glückstadt. Bisher wurden die Verkehrsleistungen von der "die linie GmbH" erbracht, einem Zusammenschluss örtlicher Busunternehmen. Das Personal musste nicht lange um seinen Arbeitsplatz zittern, da die NVB alle Mitarbeiter zu den bisherigen Konditionen übernahm. Ausgestattet mit unbefristeten Verträgen und neu eingekleidet im dunkelblauen Connex-Outfit sind die 24 Busfahrer nun mit Begeisterung an ihren teilweise brandneuen Arbeitsplätzen im Einsatz. Hinzu kommen die Assistentin des Geschäftsführers und eine Mitarbeiterin im neu eingerichteten Kundencenter am Itzehoer ZOB. Die Anlaufstelle für alle Fahrgäste liegt innenstadtnah und ist nur 300 Meter vom Bahnhof Itzehoe entfernt, in dem unter anderem die Nord-Ostsee-Bahn auf der Linie Hamburg – Westerland (Sylt) hält. Folglich sind hier auch Infos rund um die Reise mit der Bahn erhältlich.

Gerade rechtzeitig zur Betriebsaufnahme trafen die ersten sechs von insgesamt elf neuen Stadtbussen in Itzehoe ein: Die zwölf Meter langen MAN-Stadtlöwen sind mit einer Kneelingeinrichtung und modernster Abgastechnologie nach der Euro-4-Norm ausgestattet. In den ersten Monaten kommen noch drei Wagen aus dem Connex-Pool sowie drei aus Berlin übernommene Gelenkzüge zum Einsatz, die bis Mitte 2006 durch weitere fünf MAN-Neuwagen, darunter auch drei Gelenkbusse, ersetzt werden. Alle Busse werden von der örtlichen MAN-Niederlassung gewartet, ihren Abstellplatz finden sie gleich gegenüber auf dem Hof des Busunternehmens Holsten Express. Die Reinigung der Fahrzeuge übernimmt die ebenfalls in der Nachbarschaft ansässige Firma Klarsicht. Bei Holsten Express ist wiederum die Disposition angesiedelt, auch sind zwei Busse des Unternehmens regulär auf den Steinburger Linien unterwegs: Einen Teil der Leistungen hat die Nord-Ostsee-Bus fremdvergeben – neben Holsten Express ist auch die Firma Rathje mit vier Bussen dabei. Beide Unternehmen ersetzen diese im Lauf des Jahres durch moderne Niederflurfahrzeuge.

Auch in der Verwaltung nutzt die Nord-Ostsee-Bus GmbH Synergien: So ist die Buchhaltung bei der Konzernmutter NOB in Kiel angesiedelt. In deren Räumen war zunächst auch die Nord-Ostsee-Bus GmbH untergebracht, die von NOB und NVB als Plattform zur Ausweitung der Busaktivitäten gegründet wurde. Auf Wunsch des Kreises wird der Sitz nun nach Itzehoe verlegt, wo neben dem Kundencenter auch Büroräume angemietet worden sind.

In Itzehoe wird täglich auf vier Linien im Stadtverkehr und auf drei Linien im Regionalverkehr gefahren. Im Stadtverkehr Glückstadt werden zwei Ringlinien betrieben, die nur montags bis freitags verkehren. Zirka eine Million Kilometer wird pro Jahr erbracht.

Pläne

Nach dem gelungenen Betriebsstart denkt Gerhard Neumann bereits an eine Optimierung der Busfahrpläne, die am Bahnhof besser auf die Züge abgestimmt werden könnten. Zuvor steht jedoch noch ein größeres Vorhaben an: Gegen Ende des zweiten Quartals 2006 wird die Nord-Ostsee-Bus GmbH eine neue Schnellbuslinie von Glückstadt nach Brunsbüttel in Betrieb nehmen, die alle zwei Stunden verkehren soll. In Glückstadt werden die Busse auf die Zeiten der NOB-Züge aus und in Richtung Hamburg abgestimmt, die hier ab Frühjahr regelmäßig halten werden. Darüber hinaus macht Gerhard Neumann die Steinburger Linien mit Besuchen bei Schulen, Unternehmen und Verbänden vor Ort bekannt. Und sprüht schon wieder vor Ideen: Als nächstes könnten Kombitickets für Volksfeste und das Stadttheater kommen, die neben der Busfahrt auch zum ermäßigten Eintritt berechtigen.

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