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29.12.2011 • Schneller nach Ulm

Zum Fahrplanwechsel am 11. Dezember 2011 startete auf dem E-Netz Regensburg die zweite Betriebsstufe: Die agilis Eisenbahngesellschaft mbH & Co. KG, die seit Ende 2011 auf den Linien Ingolstadt – Saal (Donau) – Regensburg – Eggmühl – Landshut (Bay) und Neumarkt (Oberpf) – Parsberg – Regensburg – Straubing – Plattling fährt, hat ihr Leistungsangebot über Ingolstadt hinaus nach Ulm ausgeweitet. Auf der so genannten Donautalbahn Regensburg – Ulm wird täglich mindestens im Stundentakt gefahren, bisher existierende Taktlücken wurden geschlossen. Neu sind montags bis freitags drei Expresszugpaare, die die Strecke umsteigefrei in zwei Stunden und 45 Minuten zurücklegen. Samstags und sonntags fahren sieben Expresszugpaare im Zweistundentakt, die sogar zehn Minuten schneller sind. Die Wochenendexpresszüge ersetzen die saisonierten, bisher von DB Regio gefahrenen Radlzüge. Die stündlichen Regionalzüge Regensburg – Ulm fahren zunächst nur alle zwei Stunden durchgehend, jeder zweite Zug muss in Ingolstadt gebrochen werden. Grund sind noch andauernde Modernisierungsmaßnahmen in Ingolstadt Hbf. Erst ab Ende 2012 wird es möglich sein, alle Züge durchzubinden. Komplettiert wird die zweite Betriebsstufe durch ein agilis-Radlzugpaar an Wochenenden auf der Relation Ulm – Ingolstadt – Regensburg – Plattling – Passau.

agilis ist ein Tochterunternehmen der BeNEX GmbH, einer Holdinggesellschaft der Hamburger Hochbahn AG für Verkehrsleistungen außerhalb der Hansestadt Hamburg. Ende Mai 2008 hatte die Hochbahn eine europaweite Ausschreibung des E-Netzes Regensburg, die von der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) und dem Innenministerium Baden-Württemberg durchgeführt worden war, gewonnen. Bis Ende 2022 wird agilis auf dem nach der zweiten Betriebsstufe 449 Kilometer langen Netz unterwegs sein (ohne Wochenendradlzug nach Passau). Dabei werden jährlich rund 5,5 Millionen Zugkilometer erbracht, gehalten wird an 59 Stationen. Das Unternehmen beschäftigt insgesamt zirka 140 Mitarbeiter und hat rund 100 Millionen Euro in neue Fahrzeuge und den Bau einer neuen Werkstatt in Regensburg investiert. Bereits im August 2008 hatte BeNEX bei Alstom 18 drei- und acht vierteilige Coradia Continental geordert, von denen die erste Einheit am 22. September 2010 auf der InnoTrans in Berlin übergeben wurde. Nach einem Jahr im Einsatz – alle 26 Einheiten waren im Lauf des Jahres 2011 eingetroffen – haben die Züge eine Verfügbarkeit von 99 Prozent erreicht.

Herzstück des E-Netzes Regensburg ist das Betriebswerk in Regensburg, das nach rund einjähriger Bauzeit am 7. Dezember 2010 eröffnet wurde. Auch nach einem Jahr Betrieb sehen die speziell auf die Coradia Continental zugeschnittene Werkstatt sowie die Zufahrtsbereiche wie neu aus. Die 115 Meter lange und 20 Meter breite Halle mit zwei Wartungs- und einem separaten Waschgleis wird durch einen Bürotrakt, Werkstatt-, Sozial- und Lagerräume ergänzt. Innerhalb des Betriebswerks werden die Züge durch ein Zweiwegefahrzeug von Zwiehoff-Zagro verschoben. Auf diese Weise mussten die Gleise nicht elektrifiziert werden, und in der Werkstatthalle entfallen aufwendige Sicherheitsprozesse zur Abschaltung der Oberleitung bei Arbeiten im Dachbereich der Fahrzeuge. Eines der beiden Hallengleise ist mit einer durchgehenden Arbeitsgrube sowie einer beidseitigen Dacharbeitsbühne ausgestattet. Auf diese Weise kann auf drei Ebenen gleichzeitig gearbeitet werden; die Innenräume sind über Treppenpodeste auf Rollen zu erreichen. Das zweite Hallengleis verfügt über Hebeböcke, mit denen ein kompletter Zug beispielsweise zum Drehgestelltausch angehoben werden kann. Ein über die gesamte Hallenlänge verfahrbarer Kran rundet die Ausstattung ab. Die 26 Coradia Continental wurden mit vier zusätzlichen Trieb- und einem Laufdrehgestell als Reserve geliefert, die auf einem kurzen Schienenstück, das nicht mit dem restlichen Gleisnetz verbunden ist, gelagert werden. Der Alstom-Kundendienst vor Ort mit einem Zentrallager für Ersatzteile bei München sorgt für kurze Stillstandszeiten.

Von der Coradia-Continental-Fahrzeugfamilie konnte Alstom in Deutschland bisher 141 Einheiten in drei- bis fünfteiliger Ausführung verkaufen: 80 Züge wurden an DB Regio geliefert, die als Fugger-Express rund um Augsburg verkehren (37 Einheiten seit 2008), als Donau-Isar-Express von München nach Passau (zwölf Einheiten seit Mitte 2010) und als Main-Franken-Bahn zwischen Würzburg und Nürnberg (31 Einheiten seit Mitte 2010). Von der Veolia-Transdev-Tochter NordWestBahn (NWB) werden seit Ende 2010 35 Züge als Regio-S-Bahn im Großraum Bremen eingesetzt, hinzu kommen die 26 Einheiten der BeNEX-Tochter agilis. Künftige Triebzüge werden sich von den bisher bestellten Einheiten optisch durch eine verlängertes, dynamisch gestaltetes Führerstandsmodul unterscheiden: Darunter verbergen sich umfangreiche Energieverzehrelemente, die gemäß der neuen EU-Norm 15227 für eine verbesserte Kollisionssicherheit sorgen. Der Hersteller rechnet mit zahlreichen Neubestellungen: Deutschlandweit werden innerhalb der kommenden sechs Jahren über 100 Ausschreibungen erwartet, und kürzlich hat die Deutsche Bahn mit Alstom, CAF (Spanien) und Stadler Pankow eine Rahmenvereinbarung zur Beschaffung von 400 elektrischen Regionaltriebzügen abgeschlossen, die bis Ende 2018 abgerufen werden sollen. Konkrete Auftragsvergaben würden nach Durchführung eines erneuten Wettbewerbs unter diesen drei Anbietern erfolgen.

Den kompletten Artikel lesen Sie in Regionalverkehr 1-2012.
Erscheinungstag: 29.12.2011

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