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20.02.2017 • Mireo und Desiro HC für Karlsruhe – Basel

Der Regionalverkehr im Rheintal wird deutlich attraktiver: In rund drei Jahren werden die heutigen Garnituren, darunter viele lokbespannte Wagenzüge mit museumsreifen n-Wagen (»Silberlinge«), durch fabrikneue Elektrotriebzüge der Siemens AG ersetzt. Gleichzeitig wird das Zugangebot zwischen Karlsruhe und Basel massiv ausgeweitet. Dies ist das Ergebnis einer europaweiten Ausschreibung des Netzes Rheintal (Vergabenetz 4), die vom baden-württembergischen Verkehrsministerium durchgeführt wurde. DB Regio hatte das wirtschaftlichste Angebot abgegeben und am 7. Februar 2017 den Zuschlag erhalten. »Mit der Neuvergabe an die Deutsche Bahn konnten wir einen um vier Euro günstigeren Preis pro Zugkilometer erreichen«, sagte Verkehrsminister Winfried Hermann (Die Grünen). »Statt 11,69 Euro zahlt das Land künftig 7,30 Euro pro Zugkilometer.«

Das neue Angebot

Das Netz 4 wurde in zwei Losen ausgeschrieben. Los 1 enthält die Regionalexpress-Leistungen (RE) Karlsruhe – Offenburg – Freiburg (Breisgau) – Basel mit zunächst zirka 2,1 Millionen Zugkilometern pro Jahr. Los 2 umfasst die Regionalbahn-Leistungen (RB) Offenburg – Freiburg – Müllheim – Basel / Neuenburg mit zunächst zirka 1,9 Millionen Zugkilometern jährlich. Künftig werden schnelle und langsame Züge klar getrennt. Der RE soll Offenburg und Basel jede zweite Stunde in 85 Minuten verbinden und somit 30 Minuten schneller sein als heute. Auf Wunsch der Region wird der RE in der anderen Stunde häufiger halten, dann aber 98 Minuten benötigen. Die RB im Los 2 hält stündlich an allen Stationen und wird zu den Hauptverkehrszeiten abschnittsweise verdichtet. Insgesamt wird das Angebot in der ersten Betriebsstufe ab Juni 2020 gegenüber heute um 40 Prozent ausgeweitet.

Im Los 1 sollen vierteilige Desiro HC eingesetzt werden

Im Los 1 sollen vierteilige Desiro HC eingesetzt werden

»Leider können wir das von uns gewünschte Verkehrsangebot bei der Inbetriebnahme des Netzes 4 noch nicht ganz umsetzen, weil die Rheintalstrecke mit Fern- und Güterverkehr stark über-lastet ist«, sagte Minister Hermann weiter. »Sobald die Rheintal-strecke weiter ausgebaut ist, werden wir das Betriebsprogramm aber vervollständigen.« So sollen nach Fertigstellung des Rastatter Tunnels (voraussichtlich Ende 2022) alle RE bereits ab Karlsruhe starten, bis dahin ist das nur morgens und nachmittags möglich. Alle übrigen RE starten erst in Offenburg. Wenn die Viergleisigkeit zwischen Müllheim und Weil am Rhein hergestellt ist (voraussichtlich Ende 2024), soll die RB zwischen Müllheim und Basel zu den Hauptverkehrszeiten halbstündlich fahren. Zusammen sind dies noch einmal zirka 660.000 zusätzliche Zug-kilometer pro Jahr. Im Endzustand wird somit das Zugangebot gegenüber heute um insgesamt 62 Prozent ausgeweitet.

Der Verkehrsvertrag für das Netz 4 hat eine Laufzeit von zwölfeinhalb Jahren, in beiden Losen werden jährlich insgesamt bis zu 4,8 Millionen Zugkilometer erbracht. Grundsätzlich werden alle RE und RB stündlich verkehren, noch bestehende Taktlücken geschlossen. Die Abfahrtszeiten von RE und RB werden so gelegt, dass sich ein ungefährer Halbstundentakt ergibt, im Breisgau kommen im Berufsverkehr Verdichterfahrten von Freiburg nach Emmendingen und Müllheim hinzu. Auch das an der Strecke nach Mulhouse (F) liegende Neuenburg wird künftig stündlich bedient, teilweise muss in Müllheim umgestiegen werden. Abgerundet werden die Leistungen im Netz 4 durch Fahrten auf den Strecken von Freiburg über Gottenheim nach Breisach und Endingen, die nur sonn- und feiertags erfolgen. Auf diese Weise werden Fahrzeuge aus dem Netz 9a freigesetzt, die in dieser Zeit im nachfragestarken Ausflugsverkehr von Freiburg in den Hochschwarzwald eingesetzt werden können.

Die neuen Fahrzeuge

DB Regio wird im Los 1 (RE-Leistungen) vierteilige Doppelstocktriebzüge des Typs Desiro HC einsetzen, im Los 2 (RB-Leistungen) einstöckige Fahrzeuge des neuen Typs Mireo. Vom Desiro HC fertigt Siemens bereits 82 vierteilige Einheiten für den Rhein-Ruhr-Express (RRX), die ab Ende 2018 auf der Rhein-Ruhr-Achse von Köln über Düsseldorf und Essen nach Dortmund fahren (siehe Regionalverkehr 3-2015). Das komplett neu entwickelte Triebzug-Konzept Mireo hatte der Hersteller erst im September 2016 auf der InnoTrans in Berlin präsentiert. Alle Züge verkehren künftig im baden-württembergischen Landesdesign.

Im Unterdeck der Desiro HC ist Platz für die Fahrradmitnahme

Im Unterdeck der Desiro HC ist Platz für die Fahrradmitnahme

Der flexibel aufgebaute Siemens Desiro HC (High Capacity) ist ein elektrischer Triebzug aus drei bis fünf Wagen. Jeder Wagen läuft auf zwei Drehgestellen. Eine Besonderheit ist der ungewöhnlich erscheinende Mix aus Einzel- und Doppelstockwagen., wobei die Endwagen immer als Einzelstockwagen ausgelegt sind. Kleinste betriebliche Einheit ist der Dreiteiler mit einem Doppelstockwagen in der Mitte. Der Vierteiler mit zwei Doppelstockwagen ist 105 Meter lang und verfügt über bis zu 420 Sitz- sowie 450 Stehplätze. Im Los 1 sollen die Desiro HC im Berufs- und Schülerverkehr in Doppeltraktion verkehren, sodass pro Zug bis zu 820 Sitzplätze zur Verfügung stehen. Der Desiro HC ist so konfiguriert, dass die Fahrgäste von den gängigen 55 oder 76 Zentimeter hohen Bahnsteigen barrierefrei einsteigen können. Zwei Doppeltüren pro Wagen und Fahrzeugseite, große Auffangräume und direkt anschließende Mehrzweckzonen sorgen für eine schnelle Verteilung der Reisenden im Zug. Dank einer Höchstgeschwindigkeit von 160 Stundenkilometern und eines sehr guten Beschleunigungsvermögens ist der Desiro HC für den Betrieb auf der dicht belegten Rheintalstrecke besonders geeignet.

Die Innenräume des Mireo sind weitgehend niederflurig

Die Innenräume des Mireo sind weitgehend niederflurig

Für die RB-Leistungen im Los 2 setzt DB Regio auf das Fahrzeugkonzept Mireo, eine modular aufgebaute Plattform für den Regional- und S-Bahn-Verkehr. Der Mireo ist als Gliederzug konzipiert und basiert ebenfalls auf der Desiro-Familie. Das Fahrzeugkonzept ermöglicht verschiedene Zugkonfigurationen und Einstiegshöhen und wird damit unterschiedlichsten Kapazitätsanforderungen gerecht. Möglich sind bis zu siebenteilige Züge mit einer Länge von 147 Metern. Kleinste Einheit ist ein 52 Meter langer Zweiteiler, der über drei Fahrwerke verfügt, wobei sich die Wagen in der Zugmitte ein Jakobs-Drehgestell teilen. Die Endwagen sind jeweils 26 Meter lang, die Mittelwagen 19 Meter. Im Rheintal kommt ein 71 Meter langer Dreiteiler zum Einsatz, der über vier Fahrwerke verfügt und zirka 300 Sitzplätze bieten soll. Auch hier sind zu den Hauptverkehrszeiten Doppeltraktionen geplant. Jeder Wagen bietet pro Seite zwei Doppeltüren, wobei der Bereich zwischen den Einstiegen niederflurig ausgeführt ist. Hier lassen sich Mehrzweckzonen für Fahrgäste mit Kinderwagen und Fahrrädern sowie für Rollstuhlfahrer einrichten, außerdem ein barrierefreies WC.

Alle Abbildungen: Siemens

Den kompletten Artikel lesen Sie in Regionalverkehr 02/2017.
Erscheinungstag: 23.02.2017

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