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30.10.2020 • Der neue Intouro

Wirtschaftlich, flexibel und sicher – so beschreibt Mercedes-Benz seinen neuen Alleskönner für den Überland- und leichten Reiseverkehr. Das in der Türkei produzierte Fahrzeug wiegt weniger und verbraucht bis zu drei Prozent weniger Kraftstoff als sein Vorgänger, es bietet verschiedene Längen und Ausstattungen, und diverse Assistenzsysteme schützen nicht nur die Reisenden an Bord, sondern auch andere Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger und Fahrradfahrer. Der hochflurige Bus wurde komplett neu entwickelt und kommt in vier Varianten heraus: Zum Start tritt der Intouro in seinem besonders stückzahlstarken Kernsegment an, als 12,18 Meter langer Standardbus und als 13,09 Meter langer Intouro M. In beiden Fällen handelt es sich um Zweiachser. Im Anschluss folgen der wendige Intouro K (Länge: 10,75 Meter) sowie der 14,88 Meter lange Intouro L. Während sich der kurze Intouro für Fahrten durch bergige Regionen, verwinkelte Orte sowie für Ausflüge mit kleinen Gruppen anbietet, ist der dreiachsige Intouro L für Überlandlinien mit hohem Fahrgastaufkommen oder auch für Werksverkehre gedacht. Alle vier Ausführungen decken mit einer Mittelganghöhe von 86 Zentimetern das klassische Segment der Überlandbusse mit Hochboden ab. Der Gepäckraum zwischen den Achsen genügt den Ansprüchen bei einer Kurzreise mit Übernachtung.

Mercedes-Benz Intouro

Sachliches Design, wirtschaftlicher Auftritt

Mit Blick auf sein Haupteinsatzgebiet im Überlandverkehr ist die Karosserie des Intouro sachlich und funktionell ausgeführt. Das betrifft sowohl die steile Windschutzscheibe über der markentypisch gestalteten Einheit aus Grill und Scheinwerfern als auch die geraden Seitenwände, die nahezu fugenlos glatt gestaltet sind. Auch das Heck ist sachlich geformt – deutlich wird dies an der Motorklappe ohne Entlüftungsschlitze. Die Karosserie ist somit reinigungsfreundlich und kann leicht mit Firmenschriftzügen oder Werbung versehen werden.

Durch eine verbesserte Aerodynamik und eine Reduzierung der Fahrzeugmasse um durchschnittlich rund 300 Kilogramm gegenüber dem Vorgängermodell benötigt der neue Intouro spürbar weniger Kraftstoff. In der Serienausführung soll der Verbrauch einsatzabhängig um bis zu drei Prozent sinken, mit Ausstattungen wie einer automatischen Fahrzeugabsenkung bei Autobahngeschwindigkeit und der künftigen Hybridvariante sind zusätzliche Einsparungen möglich.

Der Antrieb des neuen Überlandbusses basiert auf vielfach bewährten Komponenten. Im Heck der Zweiachser arbeitet der kompakte Reihensechszylinder Mercedes-Benz OM 936, der in Leistungsstufen von 220 und 260 Kilowatt erhältlich ist. Der dreiachsige Intouro L wird mit dem 290 Kilowatt starken OM-470-Dieselmotor ausgeliefert.

Alle Dieselmotoren entsprechen der Abgasstufe Euro 6. Die Abgasreinigung erfolgt per Partikelfilter und SCR-Technik (Selective Catalytic Reduction) mit AdBlue-Einspritzung. Eine breite Getriebeauswahl sorgt dafür, dass der Intouro genau auf den jeweiligen Einsatzzweck abgestimmt werden kann. Beim OM 936 kommt serienmäßig ein Sechsgangschaltgetriebe zum Einbau, für die Leistungsstufe mit 260 Kilowatt wird optional das vollautomatisierte Achtganggetriebe Mercedes GO 250-8 PowerShift angeboten. Beim Intouro L gehört es in Kombination mit dem OM 470 zum Serienumfang. Alle drei Motorvarianten werden auf Wunsch auch mit Wandlerautomatikgetrieben, wahlweise von Voith und von ZF, geliefert. Die Antriebskraft wird auf die Hypoidachse Mercedes-Benz RO 440 übertragen, die eigens für Omnibusse entwickelt wurde und sich bereits im Vorgängermodell bewährt hat.

Zahlreiche Komponenten des Intouro haben sich bereits in anderen Fahrzeugen des Konzerns bewährt, zugleich senken große Stückzahlen und eine vereinfachte Ersatzteillogistik im Falle kleiner Schäden die Kosten. Die Scheinwerfer des Intouro, die in zahlreichen Varianten mit Halogen- oder mit Bi-Xenonlampen, mit oder ohne Tagfahrlicht sowie in Verbindung mit Nebelscheinwerfern und Abbiegelicht verfügbar stind, stammen beispielsweise von den Mercedes-Benz-Trucks. Die Rückleuchten sind vom Citaro bekannt, und die Positionsleuchten des Intouro steuert der Reisebus Tourismo bei.

Flexible Ausstattung

Der Fahrgastraum des Intouro ist modular aufgebaut – seine Ausstattung deckt eine weite Spanne vom streng kostenorientierten Überlandlinienbus bis zur komfortablen Ausführung für Ausflüge und Kurzreisen ab. Serienmäßig wird das Fahrzeug mit einer einfachen Tür vorn und in der Mitte geliefert, optional kann der mittlere Einstieg für einen besseren Fahrgastfluss auch mit einer Doppeltür ausgestattet werden. An beiden Einstiegen führen drei Stufen in den Fahrgastraum hinauf. Dieser ist hell und übersichtlich gestaltet: Durch die Panoramascheiben fällt viel Licht herein, im Mittelgang beträgt die Stehhöhe rund zwei Meter, Seiten- und Deckenverkleidungen sind in zeitlosen Grautönen gehalten. Die Sitze sind auf 21 Zentimeter hohen Podesten montiert, und die Radkästen ragen nur unwesentlich in den Fahrgastraum hinein.

Mercedes-Benz Intouro Innenraum

Gegenüber der Mitteltür ist in der Überlandausführung eine Sondernutzungsfläche für Stehplätze sowie die Beförderung eines Kinderwagens oder Rollstuhls vorgesehen. Rollstuhlfahrer gelangen über einen halb- oder vollautomatischen Hublift des türkischen Herstellers Revar an Bord. Dieser wird im mittleren Einstieg in einer Kassette unter der ersten Stufe installiert und vom Busfahrer bedient.

Höchst variabel ist die Bestuhlung ausgelegt: Die Besteller können zwischen der funktionellen Überlandbestuhlung Inter Star Eco (ISE) für den Linienbetrieb und der komfortablen Reisebestuhlung Travel Star Eco (TSE) wählen. Beide Ausführungen stammen aus Mercedes-Benz-Fertigung und sind in zahlreichen Varianten verfügbar. Je nach Einsatz kann der Intouro ohne Gepäckablagen und Luftkanal ausgeführt werden, mit Luftkanal ohne Ablagen, mit den im Linienverkehr typischen Gepäckablagen mit durchbrochenem Boden sowie mit Gepäckablagen mit geschlossenem Boden für den Ausflugs- und Reiseverkehr.

Bedarfsorientiert ausgelegt sind auch Heizung, Lüftung und Klimatisierung: Leistungsstarke Gebläseheizkörper übernehmen die Aufheizung des Fahrgastraums, die Be- und Entlüftung erfolgt serienmäßig durch Klappfenster. Hinzu kommen zwei Dachklappen, die gleichzeitig als vorgeschriebene Notausstiege dienen, sowie Be- und Entlüfter über dem Heck. Ist eine Klimatisierung gewünscht, kann zwischen einer kraftvollen Aufdachklimaanlage mit einer Leistung von 32 bis 39 Kilowatt oder zwei Dachklimamodulen mit einer Leistung von jeweils zwölf Kilowatt gewählt werden.

Mercedes-Benz Intouro Fahrerarbeitsplatz

Ebenfalls neu entwickelt wurde der ergonomisch und hochwertig ausgeführte Fahrerarbeitsplatz, zu dessen reichhaltiger Ausstattung unter anderem ein Multifunktionslenkrad gehört. Außerdem ist stets ein Regen-Licht-Sensor verbaut, eine spürbare Unterstützung für das Fahrpersonal und gleichzeitig ein Sicherheitsgewinn. Für den Linieneinsatz ist das Cockpit auf die Montage von Kassen- und Zahlsystemen ausgelegt.

Ein spezielles Exterieur- und Interieur-Ausstattungspaket verwandelt den Intouro in einen Reisebus: Außen erhält der Bus einen silberfarben eingefassten Frontgrill mit silbernen Spangen, Integralspiegel und eine optische Absenkung der Seitenwand vorne. Das seitliche Gitter der Motor-Luftansaugung ist in Wagenfarbe gehalten und die Heckkuppel schwarz eingefärbt. Hinzu kommt eine silberne Spange unter der Heckscheibe. Innen empfängt der Intouro seine Fahrgäste mit einem Handlauf in Silber-Optik sowie dem hervorgehobenen Markenschriftzug seitlich an der Mittelkonsole. Der Fahrer erhält ein Lenkrad mit Bezug aus dem Lederfasermaterial Composition und blickt auf Instrumente mit einem verchromten Rahmen.

Sicherheit auf höchstem Niveau

Als erster Omnibus von Mercedes-Benz basiert der neue Intouro auf einer weiterentwickelten Elektrik-/Elektronikplattform, die unter anderem die Basis für die neueste Generation von Assistenzsystemen bildet. So ist der Intouro auch der erste Bus mit Stern, der optional mit dem Notbremsassistenten Active Brake Assist 5 (ABA 5) ausgestattet werden kann. Im Jahr 2008 erstmals in einem Reisebus vorgestellt, erreicht der seitdem fortwährend weiterentwickelte ABA in seiner fünften Generation abermals ein höheres Leistungsniveau. ABA 5 arbeitet erstmalig mit einer Kombination aus Radar- und Kamerasystem. Das Assistenzsystem kann innerhalb der Systemgrenzen eine automatisierte Vollbremsung bis zum Stillstand auf stehende und bewegte Hindernisse ausführen. Als weltweit erster Notbremsassistent für Omnibusse kann ABA 5 darüber hinaus sogar eine automatisierte Vollbremsung auf sich bewegende Personen ausführen. Der Ablauf in der Praxis: Bei Gefahr einer Kollision mit einem Fußgänger warnt der Notbremsassistent den Busfahrer optisch und akustisch und leitet gleichzeitig eine Teilbremsung ein. Reagiert der Fahrer nicht, folgt automatisch eine Notbremsung bis zum Fahrzeugstillstand.

Mercedes-Benz Intouro Abbiegeassistent Sideguard Assist

Ebenfalls neu ist der optional erhältliche Abbiegeassistent Sideguard Assist mit Personenerkennung, der den Fahrer vor allem beim Abbiegen in Ortschaften unterstützt und wirkungsvoll schwächere Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger oder Fahrradfahrer schützt. Herzstück des Systems ist eine Radarsensorik mit zwei Nahbereichsradarsensoren auf der Beifahrerseite. Die seitliche Überwachungszone ist 3,75 Meter breit und deckt mehr als die komplette Länge des Omnibusses ab. Oberhalb einer Geschwindigkeit von 36 Stundenkilometern wächst der Streifen nach vorn sogar auf bis zu fünf Meter und nach hinten auf bis zu 15 Meter. Befindet sich ein bewegtes Objekt in der Überwachungszone, leuchtet auf der Beifahrerseite in Blickhöhe des Fahrers eine LED in Dreiecksform gelb auf. Erkennen die Sensoren eine Kollisionsgefahr, blinkt die LED-Leuchte mehrfach rot mit höherer Leuchtkraft, nach zwei Sekunden permanent rot. Hinzu kommt eine Vibrationswarnung im Fahrersitz.

Der Sideguard Assist warnt beim Abbiegen auch vor stationären Hindernissen in der Abbiegekurve wie einem Ampelmast oder einem Poller. Darüber hinaus warnt er den Fahrer bei Geschwindigkeiten ab Tempo 37 beim Spurwechsel nach rechts. Damit unterstützt das System den Spurwechsel, zum Beispiel beim Überholen eines Radfahrers außerorts oder beim Fahrstreifenwechsel auf mehrspurigen Straßen.

Produktbereinigung

Der neue Intouro löst mit seinen vier Varianten die Vorgängerbaureihe aus drei zweiachsigen Überlandbussen ab. Zusätzlich ist die Neuentwicklung Anlass für eine Produktbereinigung von Daimler Buses im Segment der Überlandbusse: So gehen die Baureihen MultiClass 400 UL und UL business der Schwestermarke Setra im Intouro auf. Im Setra-Programm verbleibt unverändert die beliebte Baureihe MultiClass 400 LE business. Daraus resultiert ein klar strukturiertes Angebot: Das Segment der Hochbodenüberlandbusse deckt der Mercedes-Benz Intouro ab, den Bereich Low-Entry (LE) der Setra LE business. Die LE-Busse mit Niederflurvorderwagen und Hochbodenheck stehen seit fünf Jahren bei vielen Busunternehmen in ganz Europa hoch im Kurs.

Text: Tim Schulz, Bilder: Daimler AG

Den kompletten Artikel lesen Sie in Regionalverkehr 01/2021.
Erscheinungstag: 23.12.2020

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