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22.02.2019 • Südostbahn fährt Traverso

Ein Hingucker auf der InnoTrans 2018 in Berlin war der Traverso des Herstellers Stadler – nicht nur durch seine kupferfarbene Lackierung, sondern auch durch seine Länge und die komfortable Ausstattung. Fast ein komplettes Gleis besetzte der achtteilige Triebzug mit den dynamischen Fahrzeugköpfen im neuen Intercity-Frontdesign. Jeder Wagen verfügt auf beiden Seiten über eine 1,3 Meter breite Doppeltür, die in den großzügig angelegten Innenraum führt. Beide Wagenklassen bieten bequeme Polstersitze, die mit Kopfstützen und Armlehnen ausgestattet und in Vis-à-vis-Anordnung installiert sind. So bieten sich beste Aussichten durch die großen Panoramascheiben, kein Fahrgast muss auf einen Fensterholm schauen. Ein ganz besonderes Reiseerlebnis bietet die 1. Klasse mit extrabreiten Sitzen und noch mehr Beinfreiheit. Abgerundet wird der Komfort durch klimatisierte Fahrgasträume, Steckdosen an jedem Sitz, Tische unter den Fenstern, viel Platz fürs Gepäck und Mehrzweckzonen für Fahrräder und Kinderwagen. Ebenfalls zur Ausstattung gehören eine barrierefreie und zwei Standard-WC-Anlagen, zwei Catering-Bereiche mit Snack- und Getränkeautomaten sowie zwei Rollstuhlplätze.

Ein Hingucker auf der InnoTrans 2018 in Berlin war der Traverso des Herstellers Stadler

Seine Premiere hatte der Traverso genannte Zug bereits am 6. Juni 2018 in der Schweiz: Mit zirka 200 Gästen aus Wirtschaft und Politik feierten der Hersteller und die Schweizerische Südostbahn AG (SOB) den Roll-out des neuen Elektrotriebzugs für den Voralpen-Express (VAE) von Luzern über Arth-Goldau nach St. Gallen. Der Laufweg des stündlich verkehrenden Zuges führt nicht nur über SOB-eigene Strecken, sondern auch über die Gleise der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB), mit denen die SOB seit Jahren kooperiert. Die Züge für die SOB stellen den aktuellen Entwicklungsstand der FLIRT-Fahrzeuglinie (Flinker Leichter Intercity- und Regional-Triebzug) dar – mit Neuerungen wie den komplett neuen Motordrehgestellen und weiter optimierten Laufdrehgestellen. 2016 hatte die SOB bei Stadler sechs acht- und fünf vierteilige Einheiten bestellt, die ab Ende 2019 auf dem VAE (Achtteiler) sowie im Nahverkehr (Vierteiler) fahren sollen. Ende 2017 und Ende 2018 orderte das Unternehmen weitere Züge: elf achtteilige Traverso bzw. sieben Achtteiler und fünf fünfteilige Einheiten. Insgesamt sind 34 Traverso-Triebzüge bestellt, davon 24 Achtteiler für den Fernverkehr. Diese Züge sollen ab Ende 2020 auf der Nord-Süd-Verbindung Basel / Zürich – Arth-Goldau – Erstfeld – Airolo – Locarno über die Gotthard-Bergstrecke sowie ab Ende 2021 auf der West-Ost-Relation Bern – Zürich – Chur unterwegs sein. Die zusätzlichen Fünfteiler sollen ebenfalls im Nahverkehr rollen.

»Der 15. Dezember 2019 und der 13. Dezember 2020 sind für die SOB zwei wichtige, ja historische Daten«, sagte SOB-Verwaltungsratspräsident Hans Altherr beim Roll-out des ersten Traverso. »Ab dem Fahrplanwechsel im Dezember 2019 rollen auf der Strecke des Voralpen-Express zwischen St. Gallen und Luzern die neuen Fahrzeuge und lösen somit die gesamte alte Flotte ab. Und am 13. Dezember 2020 steigt die SOB in Kooperation mit der SBB ins Fernverkehrgeschäft ein. Ab diesem Datum fahren wir stündlich alternierend ab Zürich bzw. Basel über die Gotthard-Bergstrecke nach Locarno und erweitern somit unser Marktgebiet markant.«

Auf die besondere Farbgebung der im Stadler-Werk Bussnang gefertigten Züge ging SOB-CEO Thomas Kühler ein: »Das Halbedelmetall Kupfer symbolisiert einerseits Hochwertigkeit und Gediegenheit, andererseits ist Kupfer mit der Geschichte des menschlichen Fortschritts eng verbunden. Die neuen Züge sind für alle ein Fortschritt: Für die Reisenden, für die SOB und für Stadler. Dies wollen wir mit der Farbe Kupfer ausdrücken«. Mit Bedacht wurde auch der Name der neuen Züge gewählt, der auf den Seitenwänden zu lesen ist. »Das Wort Traverso stammt aus dem Italienischen und bedeutet quer. Denn wir durchqueren mit dem neuen Fahrzeug die Schweiz – von Norden nach Süden und von Osten nach Westen«, so Küchler.

Der achtteilige Traverso besteht aus zwei vierteiligen Halbzügen, die Rücken an Rücken miteinander gekuppelt sind und im regulären Zugverkehr nicht voneinander getrennt werden. Die Achsfolge lautet Bo’2’2’2’Bo’ + Bo’2’2’2’Bo’. Angetrieben sind jeweils die äußeren Fahrwerke unter den Endwagen, untereinander sind die Wagen durch Jakobs-Drehgestelle verbunden. Wagenkästen in Aluminium-Leichtbauweise reduzieren den Energieverbrauch. Bis auf die Bereiche über den Fahrwerken ist der Traverso durchgehend niederflurig: Die Einstiegshöhe liegt bei nur 60 Zentimetern, sodass von 55 Zentimeter hohen Bahnsteigen praktisch stufenfrei eingestiegen werden kann. Die Türen lassen sich mit Leuchtdrucktastern der Baureihe 57 von EAO öffnen. Über den angetriebenen Drehgestellen steigt die Fußbodenhöhe auf 1,15 Meter an. Die achtteiligen Züge sind über Kupplung 150 Meter lang, 2,8 Meter breit und 4,1 Meter hoch. Die Vierteiler haben eine Länge von 77 Metern. Im achtteiligen Traverso werden 359 Sitzplätze angeboten (davon 68 in der 1. Klasse), im Vierteiler 197 (22). Die Höchstgeschwindigkeit der spurtstarken Elektrotriebzüge, die über eine maximale Leistung von 5200 Kilowatt (Achtteiler) bzw. 2600 Kilowatt verfügen, beträgt 160 Stundenkilometer.

Die Inneneinrichtung des Traverso

Die SOB ist in der Ost- und Zentralschweiz auf einem 123 Kilometer langen, eigenen Streckennetz tätig und hat 600 Mitarbeiter. Jährlich werden über 13 Millionen Reisende befördert. Die direkte Verbindung von Luzern über St. Gallen nach Romanshorn ließ sich nur mit zahlreichen Kunstbauten verwirklichen, die ein Achtel des SOB-Netzes ausmachen: 177 Brücken überspannen insgesamt sechs Kilometer Abgrund, und 19 Tunnels durchqueren 7,1 Kilometer Berge. Mit dem Stadler-FLIRT hat das Unternehmen bereits Erfahrung: 2007 wurde die FLIRT-1-Flotte eingeführt, die im Jahr 2013 um zwölf Einheiten des Typs FLIRT 2 ergänzt wurde. Nun folgt mit dem Traverso die dritte Fahrzeuggeneration.

In Stufe 2, die voraussichtlich am 19. Januar 2019 startet, erfolgt die öffentliche Erprobung bis Ende 2020. Dann hat jeder die Möglichkeit, mit dem neuen MVG-Service – nun kostenpflichtig – durch das Bediengebiet zu tigern. In diesem Zeitraum kann es auch zu Anpassungen des Gebiets und der Einsatzzeiten kommen – je nachdem, wie sich die Nachfrage entwickelt. Stufe 3 wäre der Regelbetrieb, wenn sich das neue Angebot als sinnvoll und erfolgreich erwiesen hat und ein wirtschaftlicher Betrieb möglich erscheint.

Fotos: Messe Berlin, Regionalverkehr

Den kompletten Artikel lesen Sie in Regionalverkehr 02/2019.
Erscheinungstag: 22.02.2019

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